Als Maja Haderlap in Klagenfurt las, dachte ich: Ganz schön, aber habe ich alles irgendwie schon mal gelesen. In slowenischen Romanen, die kein deutscher Verlag haben wollte. Besonders in Tito, amor mijo von Marko Sosič. Das spielt im Triest Ende der Sechzigerjahre; aus der Sicht eines elfjährigen Jungen – der des öfteren bei seinem Vater auf dem Motorrad mitfährt – wird auf sehr poetische Weise (und, meiner bescheidenen Meinung nach, sehr viel schöner) die Situation der slowenischen Minderheit in Italien zu dieser Zeit geschildert, die allgegenwärtigen Erinnerungen an den Partisanenkampf, vor allem im Wald … Abgelehnt meist mit der Begründung, „wir verstehen nichts von slowenischer Literatur“, aber durchaus auch, weil es in den Sechzigerjahren spielt und aus der Perspektive eines Kindes erzählt ist. Ich hörte weiter zu. Wartete auf etwas Neues, Überraschendes. Hörte eine Geschichte, die Ende der Sechzigerjahre in Kärnten spielt, stellenweise sehr poetisch aus der Sicht eines zwölfjährigen Mädchens – das des öfteren bei seinem Vater auf dem Motorrad mitfährt – und die Situation der slowenischen Minderheit in Österreich schildert, die allgegenwärtigen Erinnerungen an den Partisanenkampf, vor allem im Wald … Und dachte, na, ist ja im Grunde nicht schlecht, wird aber wohl kaum Chancen haben. Und war umso erstaunter, als ich von der Jury hörte, es handele sich hier um ein Thema, das literarisch noch kaum bearbeitet worden sei, und schon gar nicht in dieser Form, kurz, um etwas sehr NEUES. Aha. Ich will hier weder behaupten, der Text von Frau Haderlap habe den Bachmann-Preis nicht verdient, noch gar irgendwelche Plagiatsverdächtigungen andeuten. Nur einer kleinen, bescheidenen Hoffnung Ausdruck verleihen, dass diese Preisverleihung irgendeine positive Auswirkung auf die Entscheidungskriterien deutscher Verlage haben könnte …
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