Familien haben schon immer die besten Plätze für kleine, alltägliche Höllen geboten, die hinter einer sorgfältig gewahrten Fassade scheinbarer Normalität und Harmlosigkeit die Mitglieder auf die unterschiedlichste Weise gnadenlos kleinkochen. In dem im Ende letzten Jahres erschienenen neuen Roman von Aleš Čar versucht der Erzähler – Mitglied der Familie und doch eher ein Betrachter an deren Rand – die Bruchstücke seiner Familiengeschichte über mehrere Generationen hinweg in einen Zusammenhang zu bringen. Anstoß hierfür ist ein Ereignis, das harmlos scheinen mag: der Besuch einer Tante, zu der seit Jahren keiner mehr Kontakt hatte, der aber die ganze bisherige Familienkonstruktion völlig aus den Fugen geraten lässt, vor allem aber die welt des Großvaters, der gemeinsam mit dieser Tante, seiner Tochter, den Mittelpunkt aller Ereignisse bildet. Der Roman ist ein Familienalbum, dessen Bilder bei genauer Betrachtung zum Teil Grauenvolles zeigen, jedoch nicht ohne den einen oder anderen humorvollen Schnappschuss zwischendrin, wie es nun mal so ist in Familien … Fesselnde Lektüre.
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